this post was submitted on 19 Jul 2025
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[–] brot@feddit.org 35 points 3 days ago (4 children)

Als Background: Es gibt in Deutschland das "Deutsche Lebensmittelbuch", welches Lebensmittel definiert. Was ja auch irgendwie Sinn macht, wenn man Apfelmus kauft, will man, dass das aus Äpfeln gemacht ist und nicht aus Klärschlamm mit Aroma und wenn man ein Schweineschnitzel kauft, sollte das halt aus Schwein sein. Achtet mal auf euren Produkten auf die Verkehrsbezeichnung, welche der offizielle Name des Lebensmittel ist.

Traditionell ist die Lebensmittelkontrolle auch darauf ausgerichtet, dass Lebensmittel nicht mit minderwertigen Stoffen gestreckt werden, so in der Tradition von "Sägemehl im Brot". Da gibt es auch eine lange Tradition, wie teures Fleisch mit billigeren Stoffen gestreckt wird. In anderen europäischen Ländern ist es ähnlich.

Das beißt sich jetzt aber natürlich mit unserem neuen Verlangen tierische Produkte durch vegane Alternativen zu ersetzen, weil wir natürlich "Pferdesalami" als "Salami aus Pferdefleisch" definiert haben und eine vegane Pferdesalami natürlich kein einziges Pferd enthält. Hier gäbe es eigentlich die Notwendigkeit die Regeln etwas anzupassen, denn natürlich ist etwa Hafermilch im normalen Sprachgebrauch eine Milch, aber laut Lebensmittelbuch halt ein Tierprodukt.

Jetzt sind aber (europaweit) die Tierlobby, Bauern und rechtsextreme und konservative Politiker auf die Idee gekommen, diese Definitionen als Aufhänger zu nehmen, um die neue Konkurrenz zu behindern. Daher haben wir die Klagen um die Hafermilch, die nicht Hafermilch heißen darf und jetzt auch so einen Quatsch. Es gibt auch Länder wie Italien, in denen rechte Politiker jetzt ein Verbot von "Laborfleisch" in Gesetze gießen, was die junge Industrie dann natürlich zuverlässig zum Wohle der Bauern killt.

Dabei sind wir in der Lage einen Chicken Nugget zu produzieren, der komplett pflanzlich hergestellt ist und sich geschmacklich nicht von einem normalen Tiernugget unterscheidet. Aber ressourcenschonender, ohne Tierleid, günstiger. Tja.

Da gibt es auch eine lange Tradition, wie teures Fleisch mit billigeren Stoffen gestreckt wird.

Ein klassisches Beispiel ist die Zugabe von Phosphaten, damit das Fleisch mehr Wasser bindet.

[–] Jesus_666@lemmy.world 10 points 3 days ago (3 children)

Ich meine, ich finde es gut, wenn das pflanzliche Nugget auch als solches deklariert ist. Man kann immer noch "nach Art" benutzen – also statt "Vegane Chicken Nuggets" scheint man dann halt "Vegane Nuggets nach Chicken-Art". Damit ist offensichtlich, was es ist und wie es schmecken soll.

Laborfleisch zu verbieten ist natürlich Unsinn. Genetisch ist Laborrind immer noch Rind, auch wenn es nie ein Nervensystem hatte. Nur ressourcenschonender halt. Und mit viel weniger Tierleid, weil kein Nervensystem.

[–] LeFrog@discuss.tchncs.de 18 points 3 days ago (2 children)

wenn das pflanzliche Nugget auch als solches deklariert ist

Ist dieses diskrete riesige aufdringliche Symbol nicht schon genug Deklaration?

[–] Jesus_666@lemmy.world 4 points 3 days ago* (last edited 3 days ago)

Ich sehe keinen Unterschied zwischen "Chicken Nuggets" ohne Huhn und "Veggie Patties" mit 30% Fleischanteil. Bei letzteren würdest du vermutlich nicht argumentieren, dass es doch klar genug ist, wenn kein veganes Label aufgedruckt ist. (Abgesehen davon ist dieses Label oft genug 1 cm² groß auf der Rückseite platziert, also nicht gerade riesengroß und aufdringlich.)

Es ist ja nicht so, dass ich Warnlabel verlange. Ich kann halt nur nachvollziehen, warum Produkte nicht wie andere marktübliche Produkte heißen sollten, die sie nicht sind.

[–] windowsphoneguy@feddit.org 3 points 3 days ago

Klar, Panade ohne Ei tippt Stirn

[–] brot@feddit.org 9 points 3 days ago (2 children)

Im Kern geht es einfach um eine Definitionsfrage: Ist eine Wurst immer mit Fleisch? Ist "Chicken" immer automatisch mit Huhn oder kann das auch eine Geschmacksrichtung sein? Muss Milch immer aus einem Euter gekommen sein? Könnte man unaufgeregt klären, aber hier geht es um viel Geld

[–] Jesus_666@lemmy.world 4 points 3 days ago

Darum geht es mir ja: Wenn man "Huhn" als Geschmacksrichtung deklariert, ist alles okay. Macht Instantramen seit jeher so. "Chicken Flavor Nuggets" ist eine völlig andere Aussage als "Chicken Nuggets".

Es gibt auch durchaus vegane Nuggets, die das ganz offen sagen – ich hatte mal Erbsennuggets und die waren okay. Ich würde davon ausgehen, dass "X Nuggets" immer aus X sind.

Bei Wurst würde ich sagen, dass der Normalverbraucher tatsächlich davon ausgeht, dass da Fleisch drin ist. "Wurst" ohne weiteren Zusatz würde ich als Fleischprodukt erwarten, aber "Vegane Wurst" nicht.

[–] Tartufo@lemmy.world 4 points 3 days ago (1 children)

Ich fänd die Definition als Geschmacksrichtung top und würde definitiv dafür stimmen, wenn ich könnte. Ich meide z.B. Schwein nicht, weil es Schwein ist, sondern weil ich den Geschmack nicht mag. Genauso greift ich ab und an mal zu Huhn, nicht weil es Huhn ist, sondern wegen des Geschmacks. Bzgl. Inhalt tierisch ja/nein sagt der (ggf. nicht vorhandene) Zusatz "vegan" ja schon alles...

Aber wo kämen wir da hin, wenn wir es uns so leicht machen würden?

[–] Tudsamfa@lemmy.world 1 points 3 days ago (1 children)

Nun, es gibt dann doch einige Minderheiten die Schwein meiden, weil es denen nicht ganz "koscher" ist, und nicht, weil sie den Geschmack nicht mögen.

[–] Tartufo@lemmy.world 1 points 3 days ago (1 children)

Für unter anderem die ja der Zusatz "Vegan". Fehlt der ist da Tier drin. Steht er dabei geht's nur um den Geschmack, Tier ist aber keins drin.

Von daher verstehe ich ehrlich gesagt nicht, worauf du mit deinem Kommentar hinaus willst.

[–] Tudsamfa@lemmy.world 1 points 2 days ago* (last edited 2 days ago) (1 children)

"Chicken" als Geschmacksrichtung kann ja auf alles mögliche dann angewendet werden. Auch wenn das zur Zeit wenig wirtschaftlichen Sinn macht, ist es dennoch blöde wenn man als Jude oder Muslim nach "Beef flavoured nuggets" greift und da Schwein drinn ist. Oder halt Hindu beim Kauf von "Bacon" mit Rind. Und Wirtschaftlichkeit ändert sich ja ab und zu.

Wenn die Tierersatzproduktbranche kreativ mit den Geschmacksbezeichnungen werden darf, dann wird die Fleischbranche nicht weit hinterher sein. Und da ist das dann nicht mit einem großen V gekennzeichnet.

[–] Tartufo@lemmy.world 2 points 2 days ago

Jetzt hab ich verstanden was du meinst, danke für die Ausführung. Da kann man aber auch eigentlich relativ einfach einen Riegel vorschieben, wenn ich nichts übersehe: Es muss dann festgeschrieben werden, das wenn es wirklich nur um den Geschmack geht, die Grundzutat aber etwas anderes ist, groß und offensichtlich drauf hingewiesen werden, was das Grundprodukt ist. Z.B. eben mit "Vegan" für rein pflanzliche Basisprodukte oder aber ein großes ein Schweine-Piktogramm mit dem Wort "Basis" drin, um eine Basis aus Schweinefleisch zu markieren. Bei gemischtem Rind-/Schweinshack dann halt entsprechend ein Bild mit Rind und Schwein.

Dann hätte man immer groß zwei Sachen auf der Packung sichtbar: Geschmack und Basiszutat. Ist auch ziemlich leicht und beliebig auf evtl. neue Grundzutaten erweiterbar. Bei Fleisch aus dem Labor kann man das Schwein z.B. in einen Erlenmeyerkolben stecken oder so.

Das Vegan-Logo finde ich hier tatsächlich sehr offensichtlich, daran sollte man sich bei der Ausgestaltung für Hinweise auf andere Basiszutaten dann mMn orientieren. Das ist auf jeden Fall alles gut regelbar, das Problem seh ich da tatsächlich grundsätzlich eher beim (Un)willen der für diese Regeln Verantwortlichen, sich da einmal richtig hinzusetzen.

Also we're ein Veganes Ersatzprodukt kauft ohne es zu beabsichtigen, weil er glaubt es sein tierisch ist entweder ziemlich blöd oder Blind. Die gesamte Produktverpackung schreit in der Regel "Vegan". Außerdem ist meistens auf der Vorderseite das "Vegan" Logo gedruck. Dementsprechend ist es schon ziemlich schwer das zu übersehen.

[–] 30p87@feddit.org 1 points 3 days ago

Ein Chicken Nugget ohne mit Säure durchtränkte Knorpel? Geht ja gar nicht!

[–] 30p87@feddit.org 1 points 3 days ago

Tierlobby

*Tierquälerlobby