this post was submitted on 08 Aug 2025
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Ich hab diese Woche wieder 3 Bücher gelesen:
“Hunger” von Knut Hamsun
Ein Buch, was dem Leser die Qualen des Protagonisten fast am eigenen Leib spürbar macht. Sehr unangenehm zu lesen, nicht weil es schlecht geschrieben oder langweilig wäre - im Gegenteil. Hamsun verwendet schöne, präzise Sprache und Beobachtungen aus seinem eigenen Leben um die qualvolle Geschichte eines überflüssigen Menschen zu zeichnen. Der Protagonist kommt nicht mit der Kälte und den Erwartungen und Werten einer modernen industriellen und kapitalistischen Gesellschaft klar und muss deshalb untergehen. Die zyklische Abwertsspirale die der Protagonist vollzieht, während er seine Besitztümer, seinen Verstand, seine Gesundheit und zu guter letzt seine Identität verliert versetzt den Leser in einen konstanten Zustand des Unbehagens.
Beim lesen sind mir einige Ähnlichkeiten mit Borcherts “Draussen vor der Tür” aufgefallen. Während die Geschichte um Beckmanns Schicksal aber wie ein verzweifelter Schrei wirkt ist Hamsuns Geschichte eher ein stilles und qualvolles dahinsiechen.
Nicht umsonst gilt dieses Buch als eines der großen Vorreiter der modernen Literatur.
“Die Physiker” von Friedrich Dürrenmatt
Großartig. Eine spannende Handlung, ein toller Twist, Dürrenmatts persönliche Theaterphilosphie der tragischen Komödie wird perfekt umgesetzt. In Teilen sehr lustig, mit viel Wortwitz und Intelligenz geschrieben. In Teilen etwas pessimistisch, grotesk und manchmal auch ziemlich düster. Und dann werden nebenbei noch große philosophische Fragen tiefgründig behandelt. Was ist die Verantwortung der Wissenschaft für ihre Entwicklungen? Was ist Wahnsinn, was Genie? Wie weit darf Fortschritt gehen? Wie rebellieren wir gegen Unterdrückung und Ausbeutung und hat das überhaupt einen Sinn?
“Lieutenant Gustl” von Arthur Schnitzler
Gut geschrieben im netten Wiener Dialekt, für seine Zeit revolutionäre Erzählperspektive, schön ambivalentes Ende, treffende Sozialkritik, aber leider fehlt mir hier ein wenig das gewisse Etwas. Psychologische und soziale Observationen schaffen es alleine für mich nicht diesem Stück die nötige Spannung zu verleihen. Trotzdem auf jeden Fall lesenswert.
Ich bin beeindruckt wieviele Bücher du immer liest, hast du die alle in Buchform oder in digitaler Form? Und kaufst du oder nutzt du eine Bibliothek?
... Dabei fällt mir ein, dass ich auch schon lange mal Mitglied werden wollte, schon allein um die Bibliotheken zu unterstützen.
Und vielen Dank für deine ausführlichen Berichte, die sind jede Woche wieder interessant zu lesen.
Liegt daran, dass ich aktuell viel Wartezeiten in den Öffis und bei der Arbeit habe. Klingt aber auch nach mehr, als es eigentlich ist. Lieutenant Gustl hat knapp 50 Seiten, die Physiker 100. Generell lese ich gerne kürzere Geschichten, dann ist es nicht so schlimm wenn mich mal eine langweilt oder so.
Ich achte beim lesen meistens darauf, dass es ein Buch ohne Copyright ist, die findet man dann als PDF auf Project Gutenberg - Englisch oder Projekt Gutenberg - Deutsch. Viele kaufe ich mir aber auch nochmal, da ich einfach lieber physisch als digital lese. Ich hab nen guten Buchladen wo alle Paperbacks die Hälfte kosten, dann bin ich im Schnitt so bei 5€ pro Buch. Bücherei vergesse ich leider immer, aber ich hab dafür ein Bücher-Abo, da kommt auch immer wieder was nettes mit der Post.
Danke für die coolen Threads und deine Kommentare die auch ich gern lese. Ein großer Grund warum ich aktuell so viel lese ist auf jeden Fall auch, dass ich durch die Kulturfreitage motiviert werde nicht wieder den gesamten Feierabend auf YouTube o.Ä. zu verbringen.