this post was submitted on 03 Aug 2025
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ADHS - Austausch, Tipps, Erfahrungen

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Hallo an Alle,

Ich nehme seit 20.06. Elvanse seitdem ich im April 25 meine ADS-Diagnose erhalten habe. Ich selbst bin Mitte 40. Angefangen habe ich mit 20mg je Tag und seit d3m 08.07. hat mir mein Doc 30mg je Tag verordnet.

Die ersten zwei Tage mit Elvanse waren fast schon wie eine Erleuchtung, weil ich nie für möglich gehalten hätte, dass das Leben auch so geht. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass ich so ausgeglichen war. Vorher hat mich vieles um mich herum gestört, laute Geräusche, Gespräche, Menschenansammlungen, Veränderungen im Tagesablauf. Im Nachhinein kann ich jedoch nicht sagen, ob es vielleicht nur eine Art Honeymoon-Phase war.

Nach den ersten beiden Tagen hatte ich das Gefühl, dass die Wirkung von Elvanse zumindest nicht mehr so präsent ist. Dies verstärkte sich bis ich im Termin vom 08.07. mit meinem Doc eine höhere Dosis (30mg) verordnet erhielt.

Das Gefühl wie nach den ersten beiden Dosen mit Elvanse hatte ich seit dem nicht mehr.

Ich habe aber bemerkt, dass mich Aussagen (z.B. von KollegInnen), von denen ich weiß, dass sie mich triggern nicht so sehr gefühlsmäßig mitnahmen oder gar einen negativen Fokus aufbauen, aus dem ich nur sehr schwer wieder herauskomme.

Bis jetzt habe ich Elvanse seit dem 20.06. durchgängig genommen, habe aber nicht wirklich das Gefühl einer Wirkung oder sie ist mir nicht wirklich bewusst.

Vor Elvanse war ich ständig müde und mit müde meine ich, dass ich tagsüber schon Schwierigkeiten hatte, die Augen offen zu halten. Lange konnte ich mir das nicht erklären. Auch die Ärzte nicht, bis ich irgendwann auf Anstoß einer Bekannten die ADxS-Diagnostik machte. Jetzt erkläre ich mir das durch meine Coping-Mechanismen, die ständig Energie gezogen haben. Diese Müdigkeit ist bei Weitem nicht mehr da.

Inzwischen bin ich durch meinen Doc auf 40mg Elvanse am Tag aufdosiert. Ich meine, ich habe meine Diagnose ja schwarz auf weiß und es ist in einem ordentlichen Verfahren durch eine dafür ausgebildete Fachkraft, die auch Psychologie studiert hat in mehreren supervidierten Sitzungen mit Fragebögen für mich und Personen meines Umfelds und mehreren Gesprächen sowie Auswertung meiner Schulzeugnisse diagnostiziert worden, dennoch frage ich mich häufig, ob ich denn wirklich ADS habe. Würde eine Person ohne ADxS-Gehirn mein Elvanse nehmen, wäre die sicher wie auf "Koks", ich dagegen merke auf jeden Fall keine überwältigende Müdigkeit mehr.

Fragen sich ADxS-ler häufig, ob man jetzt ADxS hat oder nicht. Zwiefelt ihr manchmal daran?

Edit: Ich wollte mich nur noch schnell auf diesem Wege bei den Menschen für Eure antworten bedanken, danke!

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[–] caput_t@feddit.org 1 points 2 days ago (1 children)

Lieben Dank @feldwespe ☺️, auch für die weiterführenden Links, auch wenn ich sie (gerade) noch nicht gelesen habe. Ich hatte aus Neugier einige Tage mit dem Elvanse ausgesetzt. also vier Tage. Gestern habe ich wieder meine verschriebene Dosis eingenommen. Ich wollte mir daurch Klarheit verschaffen, ob die Symptome der AD(H)S wiederkommen und ja das tun sie (das ist irgendwie ein wenig witzig, weil es auch etwas so ist, als ob man einen Lichtschalter betätigt, nur um zu sehen, ob dann das Licht auch wirklich, in echt und tatsächlich ausgeht 😉).

Definitiv hat meiner Einschätzung nach meine enorme Müdigkeit mit meinem ADS zu tun. Diese ist nämlich wieder weg. Jetzt könnte ich denken: "Ja, es ist ja auch Amphetamin, was Du Dir da einschmeißt. Klar bist Du wach." Aber nein, tatsächlich habe ich jetzt den Eindruck, dass ich alltägliche Dinge etwas besser angehen kann. Eine Ordnung, im Sinne von erst Punkt 1, dann Punkt 2, dann Punkt 3, sehe ich allerdings noch nicht so recht. Gerade in Bezug auf die richtige Relation dessen, was ich mir vornehme (für den Tag) und was ich tatsächlich umzusetzen vermag, bereitet mir nach wie vor große Schwierigkeiten, frei nach dem Gedanken: "Erledige lieber alles auf einmal, weil Du sonst heute scheiterst." Eine gute Selbstorga ist aber (vor allem) auf Arbeit nie meins gewesen, und ja dafür habe ich mich oft geschämt und insgeheim mir stets den Vorwurf gemacht, dass meine Kolleginnen und Kollegen mich dafür verachten (siehe angesprochenes Imposter-Syndrom). Seltsamerweise ist dies in Angelegenheiten, die meine Person selbst betreffen (also Behördenkram, Ärzte und Termine, sowas in der Art) nicht der Fall. Gerade jetzt zu diesem Zeitpunkt, wo das Medikament noch in den Endzügen wirkt, ist mir das aber klar. Für meine eigenen Angelegenheiten kann ich nämlich meine Copingmechanismen einsetzen (z.B. habe ich drei Kalender) und ich nehme mir die Zeit, die ich dafür brauche, auch wenn es mich manchmal selber etwas nervt. Auf Arbeit muss ich mich um die Angelegenheiten Anderer kümmern und das im schlimmsten Fall am besten gestern schon.

Jetzt betrachtet finde ich es für mich gut, dass ich mich getraut habe, einfach mal vier Tage mit dem Medikament auszusetzen. Ich kann zumindest jetzt sagen, dass es für mich einen Unterschied mit und ohne Medis gibt.

Aber, Du hast einen Punkt angesprochen, und zwar die Metapher mit dem Pedelec. Was ich damit sagen will:

Ich weiß jetzt, es gibt für mich einen Unterschied mit bzw. ohne Pillen, nur kann ich mit dem "Pedelec" noch nicht so gut umgehen. Es ist, als müsste ich das Radfahren von Neuem erlernen oder mich einfach daran neu gewöhnen oder als ob man dem berühmten Affen eine Schreibmaschine in die Hände drückt und wartet, bis er durch die Anschläge auf der Maschine zufällig die Abfolge anzuschlagender Buchstaben erwischt, welche hintereinandergelesen einen brauchbaren Spiegel-Bestseller ergeben 😉. Mit genügend langer, langer Zeit ist aber auch dies im Rahmen der Wahrscheinlichkeit desen, was passieren werden wird. Solange will ich natürlich nicht warten, bis auch ich das "Pedelec" bedienen kann (oder einen brauchbaren Spiegel-Betseller schreibe). Aber ich denke, dass hast Du bereits in Deinen freundlichen Worten bereits auch gesagt ☺️ . Ich brauchte wohl nur einmal für mich die Gewissheit, dass es ohne Medis doch anders ist als auch die Rückmeldung, dass es vielleicht gar nicht so ungewöhnlich ist, wenn ich mir Gedanken darüber mache, ob ich ADS jetzt nun habe oder nicht.

Letzen Endes habe ich wohl die "Euphorie" nach der ersten Einnahme ein wenig zu sehr genossen und habe darüber vergessen auch auf die vielleicht nicht gleich so präsenten Veräderungen zu achten und sensitiv genug dafür zu sein.

Noch einmal, lieben Dank und Gruß

PS: Wieso wird der Wirkstoff Lisdexamfetamin nur mit "..f"..geschrieben und das "Amphetamin" aber mit "..ph.."?

[–] feldwespe@feddit.org 2 points 2 days ago

Deine Experimentierfreudigkeit an sich ist doch ein guter Ansatz - allerdings bei Medikamenten besser nicht ohne ärztliche Begleitung ;) Weniger Müdigkeit ist definitiv eine Basis, auf der Du aufbauen kannst.

Deine Schlussfrage war mal wieder so eine Nuss, die mein inneres Eichhörnchen nicht ignorieren konnte:

PS: Wieso wird der Wirkstoff Lisdexamfetamin nur mit “…f”…geschrieben und das “Amphetamin” aber mit “…ph…”?

Ist wohl wie mit Photographie und Telephon - der Trend geht zur Vereinfachung. “…ph…” wird als altmodisch empfunden. Amphetamin gibt es seit 100 Jahren - Lisdexamfetamin gerade mal ein Jahrzehnt.
Der ursprüngliche Name Amphetamin leitet sich laut Wikipedia aus der heute veralteten chemischen Bezeichnung alpha-Methylphenethylamin ab. Der offizielle WHO-Name für den Arzneimittelwirkstoff lautet Amfetamin.

Ist auch irgendwie albern, einen auf griechisch zu machen, aber war halt lange schick - so wie Anglizismen heute. Außer nebenan bei ich_iel. Dort spricht man davon, Geschwindigkeit einzuwerfen, nicht etwa Speed - was ja nichts anderes als Amphetamin für neurotypischen Ge- oder Missbrauch ist.

Und um Missverständnisse zu vermeiden: Es ist ein enormer Unterschied, ob man Speed nimmt, um drei Tage lang durchzufeiern, oder ob man Elvanse nehmen muss, um Alltagsaufgaben erledigt zu bekommen. Ist genau wie mit dem Heroin-verwandtem Opioid Piritramid, das Patienten gegen extreme Schmerzen erhalten. Chemisch identisch - aber die Rahmenbedingungen und Dosis entscheiden, ob es Medikament oder Rauschmittel ist.

Gute Fahrt!